Sammlung Historische Straßenbahnwagen
Triebwagen 2 der Woltersdorfer Straßenbahn
Zur Betriebsaufnahme der Woltersdorfer Straßenbahn am 17. Mai 1913 standen 4 Trieb- und 6 Beiwagen zur Verfügung,
die durch den Hauptauftragnehmer für den Bahnbau, die ORENSTEIN & KOPPEL – ARTHUR KOPPEL A.-G. BERLIN, FABRIK SPANDAU
geliefert wurden.
Die Triebwagen erhielten die Wagennummern 1 bis 4.
Die Holzwagenkästen wiesen je Seite drei herablaßbare Mahagonifensterrahmen auf, die von innen mit Blendschutzrollos
gegen Sonneneinstrahlung verdunkelt werden konnten. Zu den Plattformen waren die Wagen mit Schiebetüren verschlossen.
Die 18 Sitzplätze waren in Abteilform und der Teilung 1+2 angeordnet. Die Sitzflächen führte man, wie damals allgemein
üblich, mit Holzlatten, abwechselnd Esche und Mahagoni, aus.
Der Stromabnahme diente anfänglich der umklappbare AEG B 13 Bügelstromabnehmer der zum Ende der zwanziger Jahre vom
Scherenstromabnehmer NAS 1 abgelöst wurde. Für den Antrieb sorgten zwei Gleichstrom Reihenschlußmotore vom Typ U 140
mit jeweils 33kw Stundenleistung, die Regelung der Fahrmotore erfolgte durch zwei Schleifringfahrschalter der Bauart
B36vw.
Eine Besonderheit hatten die Woltersdorfer Triebwagen vorzuweisen, geschlossene Plattformen. Dies war im Jahre 1913
keineswegs ein Standard. Waren doch zu dieser Zeit tausende Wagen mit offenen Perrons auf Deutschlands
Straßenbahngleisen unterwegs.
Die Umbauten an den Triebwagen bei den fälligen Hauptuntersuchungen hielten sich in Grenzen, hier wurden die
Zielschilder und Ecklaternen gegen Schilderkästen und die in Holz gefassten Stirnfenster zur besseren Übersicht über
die Strecke gegen Messingfensterrahmen ausgetauscht. Ansonsten blieben die Wagen bis zu ihrer Ausmusterung, die sich
von 1963-1967 hinzog, unverändert.
Nach Ende des Einsatzes im Personenverkehr wurde der Triebwagen 2 zum Arbeitswagen umgebaut. Zu diesen Arbeiten
zählte unter anderem die Umlackierung in grün, die Entfernung der Bestuhlung und die Ausrüstung des Wagens mit
Werkzeugen und Hilfsmitteln zur Eingleisung und zur Beseitigung von Havarien. In diesem Zustand bis 1974 eingesetzt,
erfolgte nun die Außerdienststellung.
Nachdem der Erhalt aufgrund von Wagenkastenschäden bei Wagen 1 scheiterte, sollte nun Wagen 2 zur späteren
Restaurierung vorgehalten werden. Dem permanenten Platzmangel geschuldet, verbannte man den Wagen nun auf das
Freiabstellgleis wo das Wetter und die Randalierer ihr zerstörerisches Werk beginnen konnten. Im Sommer 1987
erfolgte die Rückführung in die Wagenhalle und sofort begann die Aufarbeitung mit dem Ziel, den Wagen im
Originalzustand von 1913 zum 75jährigen Betriebsjubiläum vorstellen zu können.
Die zu dieser Zeit zur Verfügung stehenden Materialien und die damaligen Möglichkeiten ließen es aber nicht zu,
den Wagen exakt in den Lieferzustand zu versetzen. Technisch zwar einwandfrei konnte aber die Optik einige
Verbesserungen vertragen. So begann am 1.November 1999 eine planmäßige Hauptuntersuchung die sich bis April 2003
hinzog. In diesem Zeitraum entstand in der Wagenwerkstatt der Woltersdorfer Straßenbahn ein fast neues Fahrzeug.
Beibehalten wurden Teile des Bodenrahmens, der Trennwände und des Oberlichtaufbaues. Die elektrische Ausrüstung
und das Fahrgestell samt Achsen und Bremsen wurden gründlichst überarbeitet, die Verkabelung komplett erneuert.
So stand nach erfolgreicher Durchführung der Bremsprüfung und Abnahme durch die Aufsichtsbehörde der Wagen 2 für
Einsätze wieder zur Verfügung.
Technische Daten: | |
Hersteller: | Orenstein & Koppel Spandau |
Baujahr: | 1913 |
Länge Wagenkasten: | 9.150 mm |
Breite Wagenkasten: | 2.150 mm |
Motorleistung: | 2 × 33 kW |
Eigenmasse: | 10.700 kg |
Sitzplätze: | 18 |